Eckhard Spree ist Corona-Beauftragter des BHC. In unserer Kategorie „Nachgefragt bei“ spricht der Mannschaftsarzt unserer Bundesligateams über das frühzeitige Aussetzen des Kindertrainings, die Reaktionen darauf, die Ausnahmen für Kaderathleten und das Verhalten des Clubs in der Pandemie. Abschließend wagt er einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. 

Der Vorstand hat jüngst seine Haltung bekräftigt trotz rechtlicher Möglichkeit kein Training für Kinder unter 12 Jahren anzubieten. Wie stehst du zu dieser Entscheidung?
Ich stehe hier auf jeden Fall hinter dem Vorstand. In der aktuellen Situation mit dramatisch steigenden Infektions- und Todeszahlen hätte ich die Fortsetzung des Kindertrainings in meiner Rolle als Corona-Beauftragter des Clubs weder empfehlen noch vertreten können. Mit dieser Entscheidung wollen wir Kinder und Familien im BHC schützen und niemanden verärgern. Wir führen somit eine Prophylaxe durch und beugen Infektionsketten vor. Am 12. Januar hat sich die rechtliche Lage aber ohnehin geändert, indem der Berliner Senat die Ausnahmeregelung für die unter 12-Jährigen aufgehoben hat. Somit haben wir unsere Entscheidung im Nachhinein nur wenige Tage vor dem öffentlichen Beschluss kommuniziert.

Auf die frühzeitige Absage hat es zahlreiche positive Reaktionen gegeben. Es waren aber auch Eltern dabei, die die Entscheidung nicht nachvollziehen konnten und auf die Fortführung des Trainings in anderen Berliner Vereinen verwiesen haben. Wie gehst du mit diesem Unverständnis um?
Ich kann die Reaktionen insofern verstehen, dass ich um die Sorgen und Bedürfnisse der Eltern in Zeiten von Home-Schooling und den Wunsch nach Entlastung und Bewegung der Kinder aus eigener Erfahrung weiß. Dennoch müssen wir als BHC hier unserer Vorbildfunktion gerecht werden. Das Kindertraining anderer Vereine bewerte ich als kritisch, weil kleine Kinder nun einmal keinen Abstand halten. Auch die Eltern werden in ihrer Rolle als Zuschauer zur Unterhaltung animiert, kommen ins Gespräch und halten dann plötzlich, meist sogar unbewusst, den vorgeschriebenen Abstand nicht mehr ein.

Was können Eltern von Kindern, die noch nicht allein joggen gehen können, jetzt tun?
Ich kann nur jeden ermuntern, mit den Kindern so oft wie möglich an die frische Luft zu gehen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Eltern mit ihren Kindern auch auf die BHC-Plätze gehen und dort innerhalb des eigenen Hausstandes Hockey spielen. Unser Platz ist öffentlich. Selbstverständlich müssen auch hierbei die bekannten Abstandsregeln streng eingehalten werden.

Dürfen die Bundesligamannschaften und Kaderspieler denn trotzdem trainieren?
Für den gesamten Amateursport gilt aktuell ein Trainingsverbot in Gruppen. Ausgenommen davon sind nur die Kaderathleten, dazu zählen auch Jugendnationalspieler und Jugendnationalspielerinnen. Dennoch hat der BHC sich als Vorsichtsmaßnahme dagegen entschieden, diese in Kleingruppen trainieren zu lassen.

Die Pandemie hält jetzt schon ein knappes Jahr an. Wie bewertest du das bisherige Verhalten des BHC?
Der BHC sich mehr als vorbildlich verhalten. Insbesondere bei den Bundesligaheimspielen war beispielhaft zu beobachten, wie sich die Zuschauer an die Hygienekonzepte und die vorgeschriebenen Laufwege gehalten haben, da war auch das Bezirksamt sehr angetan. Wir haben in Deutschland von anderen Plätzen ganz andere Bilder gesehen. Auch unsere Mitgliederversammlung war sehr gut vorbereitet.

Was würdest du aufgrund deiner beruflichen Erfahrungen sagen, wann wir wieder wie gewohnt Mannschafssport betreiben können?
Definitiv voraussehen kann das niemand. Ich hoffe aber, dass wir im zweiten Quartal so weit sind, wieder zu einer eingeschränkten Hockey-Normalität zurückzukehren zu können. Das hängt aber auch davon ab, wie konsequent die Kontaktbeschränkungen jetzt eingehalten werden und wie viel Impfstoff beschafft sowie wie viele Menschen bis dahin geimpft sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: BHC / Fritz Ebeling