Unsere Herren sind nach 21 Jahren Erstklassigkeit in die 2. Bundesliga Süd abgestiegen. Das Team verlor am Samstag zuhause trotz Chancenüberlegenheit das zweite Playdown-Duell mit dem Münchner SC wie schon im Hinspiel mit 2:3 (0:0). Damit kassierten die Berliner die zweite Niederlage in der Best-of-Three-Serie, sodass der Zweitliga-Abstieg im Duell mit dem Aufsteiger besiegelt war. Die Berliner hatten wie schon im Hinspiel zahlreiche Chancen, darunter neun Strafecken und einen Siebenmeter, ausgelassen und verpassten es dann wieder, ihre verdiente Führung durch Jerrit Hüneke (45. Minute) auszubauen. Stattdessen drehten die Gäste im letzten Viertel in nur drei Minuten das Spiel mit drei Treffern. Dem BHC gelang kurz vor Schluss noch einmal der Anschluss zum 2:3 durch den Ex-Münchner Michi Hummel (56.).

„Die beiden Playdown-Spiele haben irgendwie unsere Saison widergespiegelt. Grundsätzlich spielen wir gut, aber dann haben wir eine kurze schlechte Phase, in der wir bestraft werden“, sagt Herren-Trainer Stan Huijsmans und räumte ein, dass auch er fest von einem dritten Spiel am Sonntag ausgegangen ist: „Dieses Szenario hatte auch ich heute nicht auf der Rechnung. Im Gegenteil, wie schon im Hinspiel hatte ich ein sehr gutes Gefühl gehabt. Im Endeffekt haben wir wichtige Chancen nicht gemacht und mit den Standards das Spiel weggegeben, aber jetzt ist auch nicht der Moment für eine Analyse.“

Die ersten fünf Minuten gehörten klar den Gastgebern, die den MSC früh unter Druck setzten, sich aber zunächst keine Torchance erarbeiteten. Die Gäste tauchten im Anschluss nur einmal im BHC-Kreis auf, aber ebenfalls ohne eine zwingende Möglichkeit. 1:51 Minuten gab es dann endlich die erarbeitete Strafecke des BHC, der zum Ende des ersten Viertels wieder stärker wurde. Nico Kirstein scheiterte im ersten Versuch und konnte auch die beiden Wiederholungsecken nicht an der MSC-Verteidigung vorbeibringen. Die dritte Wiederholung wurde dann verstoppt.

Wenige Sekunden vor der Viertelpause hatte München dann seine größte Chance, indem BHC-Keeper Mika Schleu noch im Fallen gegen Benedikt Geyer (15.) parierte. „Wir haben ultra Bock und werden alles reinhauen“, hatte Kirstein vor der Partie angekündigt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es gewinnen, wenn wir das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben.“ Durch das 2:3 im Hinspiel brauchten die zehntplatzierten Berliner unbedingt den Sieg in Spiel zwei, um eine Entscheidung am Sonntag zu erzwingen.

Mit Beginn des nächsten Abschnitts drängte der BHC weiterhin auf die Führung, doch Leon Schmidt (18.) scheiterte am MSC-Keeper Moritz Bretschneider. Im Gegenzug hatten die Bayern nach einem Berliner Aufbaufehler dann ihrerseits die Führung auf dem Schläger (15.), doch die Flanke kam zu scharf, sodass sie nicht verwertet werden konnte. Julius Lambsdorff (26.) prüfte Mika Schleu im Fallen, ehe Mika Schmidt im Anschluss den Nachschuss noch von der Linie kratze. Die Berliner behielten mehr Ballbesitz, die besseren Chancen im zweiten Viertel hatten jedoch die Gäste.  

Nach der Halbzeitpause musste die BHC-Abwehr erneut einen MSC-Angriff klären, ehe es beim nächsten BHC-Angriff (38.) die erste Karte der Partie wegen Foulspiels von Münchens Kim Kingstone gab. In Überzahl holten die Berliner dann Strafecke Nummer fünf, doch Simon Herzsprung (39.) konnte den Abpraller des Kirstein-Schlenzers nicht verwerten. Die dennoch resultierende Wiederholungsecke fand ebenfalls nicht ihr Ziel. Nachdem Lauritz Erb (40.) auf der Linie klärte, überschlugen sich die Ereignisse im Ernst-Reuter-Stadion. Erst sah Christian Franz grün, doch die Münchner Überzahl hielt nicht lang, da Niels Hilgers nach Foul an Liam Holdermann ebenfalls die grüne Karte bekam.

In Gleichzahl drängten die Gastgeber weiter auf die Führung und bekamen nach Stockfoul von Luca Kirstein an Marian Klink einen umjubelten Siebenmeter. Junioren-Weltmeister Holdermann (41.) übernahm die Verantwortung, schlenzte den Ball aber über den Kasten, nachdem der MSC zuvor noch den Torwart gewechselt hatte. Dennoch fiel kurz danach das BHC-Führungstor, als Jerrrit Hüneke (45.) nach Vorarbeit von Holdermann den Ball in den Winkel schlenzte.

Im Schlussabschnitt glich Julius von Falck (49.) freistehend am langen Pfosten zum 1:1 aus. Doch wie schon im ersten Spiel drehte der Aufsteiger das Spiel, indem Kingstone (50.) keine Minute später die erste MSC-Ecke als gelungene Variante ins Tor verlängerte. Nun saß der Schreck bei den Berlinern tief und München profitierte von der Berliner Schockstarre mit dem 3:1 durch Kapitän Marvin Nahr (52.), der frei mit der argentinischen Rückstand abziehen konnte. Keeper Schleu verließ sofort sein Tor zugunsten eines elften Feldspielers.

Der BHC erarbeitete sich Strafecke Nummer sieben, nutzte diese aber auch nicht. Mit dem 2:3-Anschluss des Ex-Münchners Michi Hummel (56.) kam noch einmal Berliner Hoffnung zurück. Die nächsten beiden Strafecken konnten die Berliner aber auch nicht verwerten, sodass die Strafecken-Statistik nun null von neun zeigte. Angepeitscht von den komplett in rot gekleideten Berliner Fans warfen die BHC-Herren noch einmal alles nach vorn, aber die Zeit lief gegen sie. „Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal bei allen Fans bedanken. Wir als Mannschaft sind unfassbar dankbar, dass sie alle gekommen sind und uns unterstützt haben“, ergänzt Huijsmans. 

Weltmeister und Routinier Martin Zwicker, der sich am Samstag als große Stütze des Berliner Spiels erwies, fing viele Bälle ab, konnte den Abstieg aber auch nicht mehr verhindern. München befreite sich wenige Sekunden vor Schluss mit einem langen Schlenzer und die Rückkehr in die 2. Bundesliga Süd war fast auf den Tag genau 21 Jahre nach dem Erstliga-Aufstieg am 23. Mai 2004 besiegelt. Huijsmans sagte: „Es ist einfach bitter, alle fühlen sich allein. Ich habe nach dem Spiel wenig gesagt und es war schwer, die richtigen Worte zu finden. Jeder geht mit dieser Situation anders um.“ 

Ein Quartett wird den BHC zur kommenden Saison verlassen. Während Marian Klink und Tom Neßelhauf ihre aktiven Karrieren beenden, hat sich der am Samstag krankheitsbedingt fehlende Jonas Poeschel für ein Masterstudium im europäischen Ausland entschieden. Junioren-Weltmeister Liam Holdermann wechselt zum Ligakonkurrenten UHC Hamburg.

Am Dienstag wird das Team noch einmal zu einem Abschluss zusammenkommen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt zusammenhalten, denn Zusammenhalt hat den BHC schon immer ausgezeichnet. Wir müssen nun unsere Entwicklung im Fokus behalten und werden noch stärker zurückkommen, auch wenn die Situation grad unfassbar schwer für uns alle ist und wir sie alle erst einmal verarbeiten müssen“, gibt sich der Trainer kämpferisch. 

Berliner HC – Münchner SC 2:3 (0:0)
45.‘ 1:0 Jerrit Hüneke
49.‘ 1:1 Julius von Falck
50.‘ 1:2 Kim Kingstone (KE)
52.‘ 1:3 Marvin Nahr
56.‘ 2:3 Michi Hummel
KE: 9 (0) / 1 (1)
7m: 1 (0) / –
SR: Ben Göntgen, Paul Picht

Foto: BHC / Fritz Ebeling