Unser Herrenspieler Luis Gill hat sich in der vergangenen Woche mit dem Corona-Virus infiziert. In unserer Rubrik „Nachgefragt bei..“ spricht der Nationalspieler offen mit uns über die Erkrankung, seine Gefühle, die Saison-Highlights, die er nun dadurch verpasst, und wie es nach der Quarantäne für ihn weitergehen wird.

Hallo Luis, beginnen wir mit der wichtigsten Frage, wie geht es dir aktuell?
Danke, inzwischen geht es mir wieder deutlich besser. Die Symptome sind weitgehend abgeklungen, aber letzte Woche hatte ich schon dolle Halsschmerzen und nachts auch Fieber. Momentan habe ich noch mit dem typischen Geschmacks- und Geruchsverlust zu kämpfen. Zum Glück war es insgesamt bei mir aber kein schlimmer Verlauf.

Wie hast du die Infektion bemerkt?
Ich habe mich Mittwoch plötzlich schlapp gefühlt und bin dann auch nicht zum Training gegangen. Donnerstag hatte ich dann Halskratzen und etwas Fieber, mein Schnelltest zuhause war aber negativ. Um sicher zu gehen, bin ich dann wie jeden Donnerstag ins Testzentrum bei mir um die Ecke gegangen. Auf dem Weg zum Training habe ich dann eine Mail bekommen, dass der Test positiv ist.

Was hast du in dem Moment gedacht, als du die Mail gelesen hast?
Für einen Moment ist alles zusammengebrochen. Ich habe das Ergebnis nicht angezweifelt und wusste, was das jetzt für mich bedeutet. Ich werde das letzte Viertelfinale, das Final Four und auch die Länderspiele in der FIH Pro League gegen England verpassen. Ich habe trotzdem noch einen PCR-Test gemacht, dieser hat es endgültig bestätigt.

Die Infektion kam ja wirklich zur absoluten Unzeit, insbesondere da du schon das Final Four in der Halle krankheitsbedingt verpasst hast?
Ich kann darin nichts Positives sehen, daher sage ich mir, Zeit heilt jetzt die Wunden. Ich habe letzte Woche noch mehr darüber gedacht, es war zermürbend, da ich viel investiert habe. Ich wollte mit den Jungs weit kommen und habe mir selbst viel vorgenommen. Durch sowas rausgenommen zu werden, ist schon extrem bitter. Viele der Jungs haben mir geschrieben und das hat mich aufgebaut.

Weißt du denn, wo du dich angesteckt hast?
Nein, ich habe keine Idee und würde es wirklich gerne wissen. Ich habe mich an alles gehalten, fahre nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln, lerne eigentlich nur von zuhause, daher ist es wirklich sehr merkwürdig.

Wie geht es nun für dich weiter?
Am 13. Mai endet meine Quarantäne, dann findet ja erstmal kein Stocktraining mehr statt. Ich werde noch mit unserem Mannschaftsarzt Eckard Spree sprechen und mich auf jeden Fall einem Ganzkörpercheck unterziehen, damit ich dann auch wieder sorgenfrei trainieren kann. Nach der Quarantäne werde ich aber erstmal zu meiner Freundin nach Spanien fliegen.

Guckst du die Spiele denn jetzt im Stream?
Ja, natürlich. Trotzdem gucke ich si mit einem gemischten Gefühl, denn einerseits bin ich mit den Jungs sehr vertraut, andererseits bin ich ein Stück weit traurig, nicht dabei sein zu können.

Was traust du den Jungs zu?
Köln hat insgesamt die beste Saison gespielt und geht deswegen auch als Favorit in das Spiel. Wir haben aber auch eine sehr gute Saison gespielt und sind seit der Fortsetzung im September fast punktgleich. Außerdem sind im Vergleich zum letzten Spiel, das wir deutlich verloren haben, Martin Häner und Jonas Gomoll wieder dabei, die hinten und vorne den Unterschied machen können in so einem Halbfinale. Wir haben auf jeden Fall die Klasse, um Köln in diesem Entscheidungsspiel zu schlagen.

Rückblickend auf die bisherige Saison, wie bewertest du das Hygienekonzept der Bundesliga?
Ich fand es sehr gut, wie unsere Mannschaft alles umgesetzt hat. Wir alle haben es ernst genommen und alle Maßnahmen gewissenhaft umgesetzt, wahrscheinlich haben wir so das Risiko, das was passiert, auch so lange reduziert.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

Foto: BHC / Fritz Ebeling