Unser BGB-Vorstand hat einen Offenen Brief an das Präsidium de Hockeyliga verfasst, den wir ebenfalls hier auf der Website veröffentlichen.

Lieber Vorstand der Hockeyliga, 

erst einmal möchten wir Euch für Euren persönlichen Einsatz für den Hockeysport danken. Auch hat dieser offene Brief keineswegs mit fehlender Wertschätzung Eurer ehrenamtlichen Arbeit zu tun. Wir möchten das an dieser Stelle klar herausstellen, müssen aber dennoch hier und heute in der Sache intervenieren. 

Mit großer Irritation haben wir die zahlreichen Anträge des Vorstands für die ordentliche Mitgliederversammlung am 17.05.2024 in Bonn gelesen. Sollten diese Anträge eine Mehrheit finden, so ist für uns als gemeinnützigen Verein mit einem erheblichen und auf Dauer angelegten finanziellen Mehraufwand im Bundesligaspielbetrieb zu rechnen. Dieser Mehraufwand ergibt sich im Wesentlichen ausfolgenden Punkten: 

1. Kabelgebundenes Internet und Unterbrechungsfreie Stromversorgung wird Pflicht beim Stream (bei uns sowohl im Stadion und in der Halle nicht vorhanden). 

2. Streaming der Begegnungen in der Halle werden Pflicht. 

3. Der Mitgliedsbeitrag der Liga erhöht sich für uns um 9100 € oder um das Dreifache. 

4. Die Bundesligaorganisation wird insgesamt immer komplexer. Ohne zusätzliches Personal ist das de facto nicht mehr zu stemmen. 

Wir beziffern diesen Mehraufwand auf mindestens 25.000 €/ Jahr. Ein Betrag, der für das kommende Jahr nicht eingeplant war. Ein Betrag, von dem heute auch noch nicht klar ist, wo er denn herkommen soll. Und wie schwierig es ist, Sponsoren für den Hockeysport in der Größenordnung zu begeistern, sollte Euch klar sein. Seit Gründung der Liga im Mai 2019, also in einem Zeitraum von fünf Jahren, ist es der Hockeyliga nicht gelungen „den“ Ligasponsor zu finden. Vermutlich auch deshalb sollen wir heute über eine Verdreifachung der Mitgliedsbeiträge für die Mitgliedsvereine der Hockeyliga abstimmen. 

Die Liga möchte sich auf Kosten der Vereine und deren Mitglieder professionalisieren. Die Vereine sollen jetzt die Sponsoren suchen, die die Liga nicht finden kann. Insgesamt empfinden wir das Externalisieren Eurer Kosten an die Mitgliedsvereine der Liga als sehr schwierig – auch weil überhaupt kein Return on Investment zu erwarten ist. Eine finanzielle Perspektive mit einem zeitlichen Horizont könnt und wollt Ihr uns bei all dem nicht aufzeigen. Das Geld, was wir Euch geben oder für die Erfüllung Eurer Standards ausgeben sollen, fehlt uns aber an anderen Stellen im eigenen Verein dringend. Personal- und Reisekosten in der Bundesliga explodieren derweil. Die Erwartungshaltung auf und neben dem Platz steigt ebenfalls deutlich. Auch die Arbeit in der Hockeyjugend, die eine Bundesliga erst möglich macht, wird immer kostenintensiver. 

Auf der anderen Seite nehmt Ihr den Vereinen immer mehr Möglichkeiten der eigenen Vermarktung. Stichwort: Viertelfinale. Das alles mag für andere, finanziell besser gestellte Vereine, weniger problematisch sein, aber für uns ist es nicht weniger als eine ganz existenzielle Frage. 

Wenn die Perspektive der Hockeyliga ist, dass Hockey zu einem der Negativbeispiele des Sports wird, in dem es nicht mehr vornehmlich um den sportlichen Erfolg geht, sondern dem Entrichten von Lizenzgebühren, die Erfüllung von Standards in der Vermarktung und das Abarbeiten von Sanktionskatalogen, dann findet sich der Berliner Hockey-Club in dieser Perspektive mit Nichten wieder. Und wir denken, dass inzwischen sehr viele Vereine der 1. und 2. Bundesliga ein ähnliches Empfinden haben. 

Wir werden daher gegen Euren Antrag zur Beitragserhöhung stimmen. Und wir hoffen, dass es uns viele andere Vereine gleichtun. 

Zur Spielordnung ist festzuhalten, dass der auf Seite 47 zu findende Strafenkatalog bei Verstoß gegen die Vermarktungsordnung mit den enthaltenden drastischen monetären Sanktionen in keinem Verhältnis zu unserem Ertrag aus der Vermarktung des Bundesligaspielbetriebs bzw. aus dem einzelnen Spieltag stehen. Die Bereitstellung des Streams geht zu 100% zu Kosten und Lasten der Vereine. Einnahmen aus dem Stream, sofern es welche gibt, erhalten wir nicht. Für eine fehlende Bereitstellung des Signals 1000 € zu verlangen oder für den Ausfall einer Kamera 500 €, stehen also in einem absoluten Missverhältnis. 

Auch sehen wir das Streaming der Spiele in der Halle kritisch, weil Kosten und Nutzen des Streamings der Begegnungen zumindest in der 1. Bundesliga Ost in keinem Verhältnis zueinanderstehen. In der abgelaufenen Hallensaison 2023/24 gab es nur drei Heimspiele unserer beiden Bundesligamannschaften, in denen die Eintrittsgelder ausgereicht haben, um die Schiedsrichter zu bezahlen. Die Resonanz und das Interesse an den Spielen sind messbar gering. Aus der Erfahrung heraus können wir sagen, dass sich die Anzahl der Zuschauer im Stream im Schnitt im niedrigen zweistelligen Bereich bewegen wird. Hierfür überhaupt einen Stream anzubieten, rechnet sich für uns als Verein nicht. In keinem vorstellbaren Szenario. 

Wir werden daher gegen Euren Antrag zur Spielordnung stimmen. Ebenso gegen den Antrag zur Vermarktungsordnung und gegen die Einführung eines TV-Pflichtenheftes. Und wir hoffen, dass es uns viele andere Vereine gleichtun. 

Insgesamt glauben wir, dass die Liga sich in eine vollkommen falsche Richtung entwickelt und dabei ein Produkt entwickelt wird, dass sich so nicht vermarkten lässt. Den Mitgliedsvereinen dafür in Summe deutlich höhere Kosten aufzubürden als aus potenziellen Sponsoreneinnahmen von der Liga selbst überhaupt erwartet bzw. geplant wird, ist hochgradig unwirtschaftlich, perspektivlos und nicht nachhaltig. 

Und an der Stelle müssen wir uns auch mal ehrlich machen: es wurde im Vorfeld der Ligaausgründung 2019 sehr viel versprochen, aber wenig gehalten. 

Mit sportlichen Grüßen, 
Dirk Gaßmann, Jan Horn, Andreas Krämer 

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Foto: BHC / privat